Ich wünschte, ich könnte dich hassen

Titel: Ich wünschte, ich könnte dich hassen
Untertitel: Ein Brief an meinen Entführer
Autorin: Lucy Christopher
Verlag: Carlsen

Taschenbuch: 365 Seiten
Erscheinungsjahr: 2009 im Orginal, 2011 auf Deutsch
Kategorie: Entführung, Romantik, Drama



Klappentext:
"Du hast mich zuerst gesehen. Auf dem Flughafen, an jenem Tag im August. Dein intensiver Blick, noch nie hat mich jemand so angeschaut. Ich hab dir vertraut. Dann hast du mich entführt. Raus aus meinem Leben, weg von allem, was ich kannte. Hinein ins Nirgendwo, in Sand und Hitze und Dreck und Gefahr. Du hast geglaubt, dass ich mich in dich verliebe. Und dort im Nirgendwo, in Sand und Hitze und Dreck und Gefahr, hab ich mich in dich verliebt. Doch ich wünschte, ich könnte dich hassen.
Die Geschichte einer Entführung - sensibel, verstörend, dramatisch.
"


Feedback:
Der Roman erzählt auf eine fesselnde und dramatische Art die Geschichte einer Entführung aus Liebe. Die junge Gemma ist mit ihrer Familie auf dem Weg nach Vietnam, als sie am Flughafen auf den äußerst charmanten Tyler trifft. Die beiden unterhalten sich und flirten ein wenig. Doch dann betäubt er sie und verschleppt sie in die Wüste Australiens.
Gemmas erster Fluchtversuch zeigt ihr, wie sinnlos der Gedanke ans Entkommen ist, denn sie ist mitten im Nirgendwo gelandet. Rings um die Holzhütte, in der sie Tyler die beiden versteckt, befindet sich nichts als Sand und vertrocknete Pflanzen. Gemma lebt dort ständig mit Angst, er würde ihr etwas antun wollen, aber Tyler versichert ihr immer wieder, dass er dies nicht vorhat. Gemma bleibt nichts anderes übrig als sich dem Entführer zu fügen. Sie lernt den Menschen hinter der Fassade des Entführers kennen und entwickelt Gefühle, die sich nicht so richtig versteht. Dabei weiß sie ganz genau, was sie eigentlich fühlen müsste: Wut, Hass und Angst.

Gemma schreibt die Geschichte rückblickend in Form eines Briefes an den Entführer auf. Meiner Meinung nach hat die Autorin genau die richtige Art gewählt, die Geschichte der beiden zu erzählen. Man kommt den beiden Hauptcharakteren unglaublich nah und kann sich gut in beide hineinversetzen.

Der Roman ist kein Buch, nach dem man sich gut fühlt. Er regt zum Nachdenken an. Man kann ihn nur schwer zur Seite legen.
Und ich denke, hier wird eine Geschichte erzählt, die man nicht so schnell wieder vergisst.

Fazit: Unglaublich gutes Buch mit viel Spannung, Angst, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Auch Faszination, Verständnis und Zuneigung sind hier zu finden. Nur zu empfehlen.

Beim Leben meiner Schwester


Titel: Beim Leben meiner Schwester
Autorin: Jodi Picoult
Verlag: Piper

Taschenbuch: 478 Seiten
Erscheinungsjahr: 2004 im Orginal, 2007 auf Deutsch
Kategorie: Krankheit



Klappentext:
"Ohne ihre Schwester Anna kann Kate Fitzgerald nicht leben: Sie hat Leukämie. Doch als Anna dreizehn Jahre alt ist, weigert sie sich, weiterhin Knochenmark für ihre todkranke Schwester zu spenden. Für sie besteht kein Zweifel, dass sie nur geboren worden ist, um ihrer Schwester das Leben zu retten. Anna beginnt sich zu fragen, wer sie wirklich ist. Und sie beschließt nun, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - ein Anwalt soll dafür sorgen, dass sie ihren Körper nie mehr für Kate zur Verfügung stellen muss."




Feedback:
Wenn du deiner Schwester dein Leben verdankst und sie dir ihres…
In dem Roman „Beim Leben meiner Schwester“ wird über das Schicksal der Fitzgerald-Familie erzählt. Die Familie besteht aus der Mutter Sara, dem Vater Brian und deren drei Kinder Jesse, Kate und Anna. Die beiden Hauptcharaktere sind Anna und Kate.
Mit ihren elf Jahren glaubt Anna, dass der einzige Grund, weswegen sie geboren wurde, der ist, um ihrer Schwester immer und immer wieder das Leben zu retten. Und damit hat sie wahrscheinlich nicht ganz Unrecht. Sie wurde vermutlich schon sehr viel öfter operiert als ein durchschnittlicher Erwachsener. Der Grund ist ihre Schwester Kate, welche mit zwei Jahren an Leukämie erkrankt ist. Kate hat eine seltene Form von Leukämie, die APL genannt wird und nur schwer zu behandeln ist. Um Kate eine Knochenmarktransplantation zu ermöglichen, brauchte es jemanden mit identischen Stammzellen und so wurde Anna in einem Reagenzglas „geschaffen“. Als Anna 13 Jahre alt ist, soll sie Kate eine ihrer Nieren spenden. Doch sie weigert sich und beschließt zu einem Anwalt zu gehen, der ihr helfen soll das Recht über ihren Körper zu erlangen. Aber genau diese Entscheidung führt dazu, dass die ganze Familie auseinanderreißt.

Da die Geschichte von allen handelnden Personen erzählt wird, das heißt aus der Sicht von Anna, Kate, Jesse, Sara, Brian, dem Anwalt Campbell Alexander und dem Vormund Julia Romano, wirkt diese sehr anschaulich und authentisch. Der Leser kann sich leicht in das Geschehen versetzen und wird gefordert, sich über einige ethische Fragen Gedanken zu machen.
 
Der Roman „Beim Leben meiner Schwester“ zeigt, was es heißt, gute Eltern, eine gute Schwester oder einfach nur ein guter Mensch zu sein. Ich denke, es ist richtig, all das zu tun, was möglich ist, um das Leben eines Kindes zu retten, auch wenn es ethisch vielleicht nicht ganz korrekt ist. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt.  Es ist sehr emotional und mitreißend geschrieben. Das Schicksal der Familie hat mich sehr berührt, aufgewühlt und erschüttert. „Beim Leben meiner Schwester“ ist ein wunderschöner und trauriger Roman, der das Schicksal Leukämie-Betroffener beschreibt. Er zeigt nicht nur, wie schwer es der Todkranke hat, sondern auch, wie die gesamte Familie leidet.


Meine schöne Schwester

Titel: Meine schöne Schwester
Untertitel: Der Weg in die Magersucht
Autorin: Brigitte Blobel
Verlag: Arena
Taschenbuch: 219 Seiten
Kategorie: Jugendbuch, Magersucht
Erscheinungsjahr: 2007


Klappentext:
"Dabei wurde sie ja immer leichter, jeden Tag wurde sie ein bisschen leichter. Eines Tages werde ich mich fühlen wie ein Blatt, dachte Dana, ein kleiner Windstoß kommt und hebt mich hoch, immer höher... Schön muss das sein."

Dana trägt unter ihren weiten Klamotten immer noch ihren Babyspeck mit sich herum. Ihre Schwester Beate hingegen hat eine tolle Figur, die Jungs stehen bei ihr Schlange und auch in der Familie dreht sich alles nur um sie. Dana sehnt sich nach Anerkennung und tröstet sich mit Essen - bis sie beschließt abzunehmen. Die Abmagerkur entwickelt sich schließlich zum Zwang: Dana wird magersüchtig."


Feedback:
Die Hauptperson des Buches ist die 16-jährige Dana, die zusammen mit ihren Eltern und ihrer Schwester Beate wohnt. Nach außen hin scheint es, als wären sie eine glückliche und friedliche Familie. Doch Dana fühlt sich überhaupt nicht wohl. Dana und Beate unterscheiden sich in sehr vielen Dingen. Beate ist unglaublich hübsch und superschlank. Dana hingegen hat mit ihrer pummeligen Figur schwer zu kämpfen. Beate steht immer im Mittelpunkt... in der Familie, in der Schule und bei den Jungs. Dana muss lange um etwas Aufmerksamkeit kämpfen. Also beschließt sie, dass sie abnehmen muss. Und das gelingt ihr dann auch, nur kann sie nicht mehr aufhören abzunehmen...

Das Buch an sich ist nicht schlecht. Es hat mir eigentlich gefallen. Jedoch finde ich, dass es ein wenig oberflächlich geschrieben ist. Ich hab schon einige Bücher zu dem Thema gelesen, in denen die Autorinnen viel intensiver auf die Gefühle der Mädchen eingehen. Ich finde es schade, dass es in diesem Buch nicht so ist.
Aber es ist ein gutes Buch, um in das Thema einzusteigen.

Die Wahrheit über Alice

Titel: Die Wahrheit über Alice
Autorin: Rebecca James
Verlag: Rowohlt Tb.
Taschenbuch: 317 Seiten
Kategorie: Thriller
Erscheinungsjahr: 2012

Klappentext: 
"Kein Feind kann dir so wehtun wie deine beste Freundin.
>>Wahrheit oder Pflicht?<< fragt sie. (...) >>Wahrheit<<, sagt sie langsam. Sie zieht die Silben in die Länge, als koste sie den Klang des Wortes in vollen Zügen aus. >>Okay.<< Und dann sieht sich mich neugierig an. >>Also. Warst du froh, tief in deinem Innersten? Warst du froh, sie losgeworden zu sein? Deine perfekte Schwester? Warst du insgeheim froh, als sie getötet wurde?<<


Und mit einem Mal ist mir, als würde alles in Zeitlupe auf mich zukommen, durch einen verschommenen Nebel. (...) Aber ich sehe nur Alice' Augen. Sie sind kalt, taxierend, und ihre übergroßen schwarzen Pupillen saugen mich ein. Hart und unerbitterlich. Tief. Skrupellos. Schwarz. 


Ein zerstörtes Leben. Eine neue Freundin, die dir hilft zu vergessen. Aber was, wenn sie nicht ist, was sie zu sein scheint?"




Feedback:
Das Buch handelt von einem 17-jährigen Mädchen namens Katherine. Sie ist ein Mädchen, das den Kontakt zu anderen eher meidet. Sie hat starke Selbstzweifel und Schuldgefühle. Denn dass ihre kleine Schwester Rachel vor ihren Augen vergewaltigt und umgebracht wurde, soll niemand erfahren.

Sie ist überrascht, als sie von dem beliebtesten Mädchen, Alice, ihrer Schule zum Geburtstag eingeladen wird. Noch mehr verwundert ist sie, als Alice ihr den ganzen Abend nicht von der Seite weicht. Die beiden freunden sich an. Doch Katherine bemerkt schnell, dass das ein Fehler war, denn Alice verhält sich von Zeit zu Zeit immer merkwürdiger.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Katherine in verschiedenen Zeitabschnitten und Perspektiven erzählt. Das Buch beginnt zunächst mit dem Tod von Alice und erzählt dann Stück für Stück die Geschichte von Katherine und dem tragischen Verbrechen, das ihrer Schwester Rachel widerfahren ist. Nach und nach werden die Geheimnisse von Katherine und Alice enthüllt bis hin zur Gegenwart, in der dann die Freundschaft der beiden eskaliert und zerbricht, da Alice darauf aus ist, Katherine noch mehr zu verletzen, als sie es eh schon ist.

Mich hat der Roman echt faszieniert. Er ist sehr vielfältig. Er handelt von Freundschaft, Tod, Schuld, Verrat, Liebe, Verdrängung und Feindschaft.
Und von der ungeheuren Kraft, die man braucht, um nach einem Tod einer nahestehenden Person wieder ins Leben zurückzufinden. Das Buch ist traurig, spannend, beängstigend, fröhlichstimmend, und alles auf einmal geschrieben.
Es ist wirklich ein tolles Buch - meiner Meinung nach.

Flammenkinder

Titel: Flammenkinder 
Autor: Lars Kepler
Verlag: Bastei Lübbe
Gebundenes Buch: 621 Seiten
Kategorie: Kriminalroman/Thriller
Erscheinungsjahr: 2012


Klappentext:
"Sundsvall: In einer Einrichtung für schwererziehbare Jugendliche werden ein Mädchen und eine Betreuerin brutal ermordet. Ein weiteres Mädchen ist spurlos verschwunden. Hat sie die Morde begangen? Ein Fall für Joona Linna."


Feedback:
Im Haus Birgitta, einer Einrichtung für suizidgefährdete Mädchen, wird das zwölfjährige Mädchen Miranda brutal ermordet aufgefunden. Nach ihrem Tod wurde sie seltsam aufgebahrt. Sie liegt in einem blutverschmierten Zimmer auf einem Bett und hält sich die Hände vor das Gesicht. In einem anliegenden Holzschuppen wird in der gleichen Nacht auch Elisabeth Grim ermordet aufgefunden. Sie arbeitete als Betreuerin im Haus Birgitta.
Für die örtliche Polizei von Sundsvall ist der Fall relativ schnell geklärt, als man im Zimmer von Vicky einen blutigen Hammer findet. Da das Mädchen in der Tatnacht geflohen ist, hegt niemand mehr Zweifel an ihrer Schuld. Niemand bis auf Joona Linna.
Joona Linna ist ein sehr angesehener Kriminalkommissar aus Stockholm, welcher für diesen Fall aber lediglich als Beobachter herangezogen wurde, da interne Ermittlungen gegen ihn laufen. Da er als Beobachter nicht viel ausrichten kann, aber an die Unschuld von Vicky glaubt, ermittelt er auf eigene Faust und findet Erschütterndes heraus.

Vorweg: Ich habe die Vorgänger Lars Keplers nicht gelesen. Ich denke auch nicht, dass man sie gelesen haben muss, um die Handlung in „Flammenkinder“ zu verstehen.

Der Roman beginnt mit den Morden im Haus Birgitta und ist zunächst äußerst spannend geschrieben. Die doch sehr knappen Kapitel erleichtern dem Leser das lesen und machen die Handlung sehr spannend. Anfängliche Verwirrungen durch die vielen auftreten Personen legen sich schnell und man bekommt einen guten Überblick über das Geschehen.
Enttäuschend ist die ewige Suche nach Vicky (und Dante), die sich über gut die Hälfte des Buches zieht. Die Spannung geht hier leider ein wenig verloren. Nachdem diese dann aber gefunden werden, kann man den Roman nur schwer wieder aus der Hand legen.
Schade finde ich es, dass der Roman nach der Aufklärung des Falles nicht endet und stattdessen über Joona Linnas Vergangenheit erzählt wird, da das Erzählte überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat. Auch am Anfang hätte man die wenigen Kapitel dazu sehr gut weglassen können. -> 100 Seiten weniger hätten es auch getan.
Verwundert haben mich auch die plötzlichen Eingebungen Joona Linnas', welche die Story ab und zu etwas unglaubwürdig wirken gelassen haben.



Fazit:
Guter Einfall, toller Schreibstil, aber leider etwas zu langatmig.

Ich war zwölf...

Titel: Ich war zwölf...
Untertitel: und konnte mich nicht wehren. Die Geschichte eines Missbrauchs
Autorin: Nathalie Schweighoffer
Verlag: Bastei Lübbe
Kategorie: Autobiografie, Missbrauch
Taschenbuch: 304 Seiten
Erscheinungsjahr: 2011


Klappentext:
"Nathalie ist zwölf, gerade am Beginn ihrer Pubertät. Sie liest Micky-Maus-Hefte und spielt gern Prinzessin. Ein ganz normales Mädchen, das stolz ist, wenn ihr Vater sie lobt und "meine Beste" nennt. Doch eines kann sie nicht verstehen: dass ihr Vater auch nachts zu ihr kommt, wenn schon alle anderen schlafen. Er streichelt sie dann und bedrängt sie, Dinge mit ihm zu tun, die man doch nicht tun darf. Lange Zeit schweigt Nathalie, aus Verwirrung, Scham und Angst. Eines Tages jedoch faßt sie Mut und beginnt zu sprechen ..."


Feedback:
Der Nachname der Autorin ist mir sofort ins Auge gesprungen.
Je mehr ich von ihrer Geschichte las, desto treffender fand ich ihn.
Was sie nämlich viele Jahre lang tat, war schweigen und hoffen...

Ihr Buch heißt "Ich war zwölf... und konnte mich nicht wehren.".
Es handelt von Missbrauch in der eigenen Familie.
Nathalie liebt ihren Vater - wie jedes andere Mädchen - sehr und ist unglaublich stolz, wenn er ihr seine Aufmerksamkeit schenkt. Besonders stolz ist sie, dass sie ihm bei seiner Arbeit helfen kann, indem sie mit ihren jungen Jahren schon seine Rechnungen schreibt. Doch genau das wird ihr eines Tages zum Verhängnis.
Zunächst weiß sie nicht, wie sie damit umgehen soll, als ihr Vater nachts zu ihr kommt und sie streichelt, wenn ihre Familie schon am Schlafen ist. Er wird ihr unheimlich, als er sie bedrängt und versucht, Dinge mit ihr zu tun, die ein Vater nicht mit seiner Tochter tun darf. Sie ist gerade erst zwölfeinhalb, als er sie das erste Mal vergewaltigt.
Von diesem Tag an passiert das fünf Jahre lang fast täglich.

In ihrem Buch beschreibt sie ihre fürchterliche Angst, mit der sie jeden Tag zu kämpfen hatte. Sie war sehr verzweifelt und wusste sich nicht zu helfen. Sie erzählt, warum sie nichts sagen konnte, womit er ihr drohte und wie er sie mit seinem Ledergürtel läuterte.

Sie spricht ihre Leser direkt an ("Danke, dass Sie sich meine Schreie angehört haben." - letzter Satz), meckert sie an, nicht immer wegzusehen und stattdessen einzugreifen, zu helfen..
Ihre Wut und ihr Hass auf ihren Vater sind in jeder Zeile rauszulesen.

Ich finde ihre Geschichte sehr ergreifend und ich denke, es zeugt von so so viel Stärke, eine Geschichte - wie die ihre - aufzuschreiben und von unfassbarem Mut, sie mit allen zu teilen.